So oder so voll unter Strom
 
„Meine Fans sind sowohl Inspiration als auch ein großer Initiator von Musik.“
Die Deluxe Edition ihres neuen, Anfang Oktober veröffentlichten Albums Hör nie auf damit enthält unter anderem Blumensamen – als symbolisches Zeichen für Wachstum und Neuanfang. Einen musikalischen Neustart hatte Beatrice Egli vor rund zwei Jahren mit ihrem Longplayer Balance hingelegt. Die Schweizerin stürmte nicht nur in ihrem Heimatland und in Deutschland an die Spitze der Albumcharts, sondern schrieb darüber hinaus auch noch Radiogeschichte. Drei Jahre in Folge landete sie mit drei Singles des mit Gold ausgezeichneten Albums auf Platz 1 der konservativen Pop-Airplay-Jahrescharts. Ein Erfolg, den bisher kein anderer Artist seit Aufzeichnung der Charts bei MusicTrace im Jahr 2007 verzeichnen konnte.
Nun möchte die 37-jährige Frohnatur diese Erfolgsstory mit ihrem neuen Werk weiterschreiben. Dass das gelingt, daran gibt es kaum einen Zweifel. Bereits ihre erste, gleichnamige Singleauskopplung generierte über 10.000 Creations in den sozialen Medien. Wir haben mit Bea gesprochen und gespürt, dass sie – wenn es um ihre Musik und ihre Fans geht – nach wie vor Voll unter Strom ist, um es mit ihrer aktuellen Single auszudrücken. Der Song erzählt von einer Liebe, die elektrisiert.
Beatrice, dein neues Album heißt Hör nie auf damit. Womit hast du in deiner Karriere und deinem Leben nie aufgehört?
Ich glaube, mein ganzes bisheriges Leben ist ein ständiges Dranbleiben gewesen – vor allem in der Zeit nach meinem DSDS-Sieg. Zwölf Jahre später darf ich noch heute das machen, was ich liebe. All das wäre nicht möglich gewesen, wäre ich nicht drangeblieben und hätte mich nicht weiterentwickelt. Dazu gehört aber auch, dass man nie damit aufhört, Dinge zu hinterfragen. Man darf auch mal zweifeln. Und gerade dann, wenn man Gegenwind verspürt, ist es wichtig, weiterzumachen.
Wie wichtig ist für Sie Selbstliebe für dich?
Mittlerweile kann ich sagen: Nur wenn du dich selbst liebst, kannst du andere Menschen und das Leben lieben. Denn du bist das Leben! Es ist und bleibt ein Prozess, wir alle verändern uns. Das Leben macht Narben und hinterlässt Spuren. Jeder Mensch hat Schwächen. Diese Schwächen lieben zu lernen, ist das, worauf ich auch mit dem Lied Hör nie auf damit hinaus möchte. Bei keinem anderen meiner Songs singen die Leute live so laut mit. Das ist wahnsinnig beeindruckend. Selbstreflexion kann auch mit Leichtigkeit einhergehen.
Mit der gleichnamigen Single sowie den weiteren Auskopplungen Wolkälos, Au Revoir, So oder so (SOS) und Voll unter Strom hast du bereits fünf Vorboten auf die Reise geschickt. Wie bist du auf die Idee gekommen, das internationale Seenotsignal „SOS“ auf eine ganz andere Weise zu interpretieren?
Die Idee ist in Griechenland im Meer entstanden (lacht). Irgendwie kam mir „SOS“ in den Sinn – und dazu eben diese neue Abkürzung „So oder so“. Dahinter steckt, dass ich in dem Moment das Leben „so oder so“ in Griechenland genießen wollte und konnte. Doch seien wir mal ehrlich: Mit Blick auf die jahrhundertelange Musikgeschichte, auf die wir zurückblicken, ist eigentlich schon alles mehrfach erzählt worden. Das Leben schreibt aber so viele Wörter und Gedanken, die man vielseitig interpretieren kann. Mich hat total geflasht, wie viele Creations zu diesem Song bei TikTok mittlerweile entstanden sind. Wenn ich „SOS“ schreie, ist meine Community definitiv am Start!
Dein Weg führte dich zuletzt nicht nur nach Griechenland, sondern auch in die „Stadt der Liebe“. Dort hast du das Musikvideo zu deinem Song Au Revoir gedreht. Ist man erst dann endgültig im Schlager angekommen, wenn man einen Paris-Song aufgenommen hat?
Es ist wirklich spannend. Anscheinend holt man sich das, was man schreibt und worüber man singt, eines Tages in sein Leben. In diesem Fall war das auch so. Eine meiner Freundinnen war in Paris, und darüber habe ich dann einen Song gemacht. Gleichzeitig war das mein persönliches Ticket nach Paris. Ich war nämlich noch nie zuvor in dieser Stadt. Erst jetzt brachte mich die Musik dorthin. Es war eine wunderschöne Erfahrung und ich hoffe, dass ich schon bald ein „Au Revoir“ mit Paris haben werde …
Wie häufig kommt es vor, dass du dich von deinen Fans inspirieren lässt?
Tatsächlich sind meine Fans sowohl Inspiration als auch ein großer Initiator von Musik. Zum Beispiel nehme ich viele Geschichten von „Meet and Greets“ mit nach Hause. Von den 30 fertigen Songs sind nur 15 auf das Album gekommen. Einige der Titel werden vielleicht nie veröffentlicht. Bei So oder so (SOS) waren wir uns zunächst gar nicht sicher, ob er funktionieren würde. Doch da ich ja seit DSDS weiß, dass das Publikum die beste Jury ist und bleibt, habe ich die Entscheidung quasi meinen Fans überlassen. Es hätte auch bei einem 15-Sekunden-Snippet bleiben können. Jetzt bin ich froh, dass der Song so oder so auf der Tracklist des neuen Albums ist.
beatrice-egli.ch